Liebe Freunde.
5 Jahre unfreiwillige Pause waren eine lange Zeit. Vielleicht zu lange, um die Euphorie einer Jahrelang top organisierten und in dieser Form einzigartigen Veranstaltung über die Zeit zu retten.
In den letzten Wochen haben mein Orga Team und ich versucht, in kürzester Zeit den Raceday nach gewohntem Ablauf und unter dem Anspruch, wie zuletzt 2018 eine perfekte Veranstaltung abzuliefern, zu planen. Vielleicht haben wir den Zeitrahmen unterschätzt, weil wir eigentlich so gut eingespielt sind, vielleicht hat sich aber auch die Welt doch mehr verändert in den 5 Jahren als wir es vermutet hatten.
Ich übernehme als Vater und Initiator dieser kleinen Erfolgsgeschichte „Raceday“ die volle Verantwortung für diese unangenehme Verkündung. Ich war wohl etwas naiv zu glauben, dass alle Automatismen, die uns vor allem in den Jahren 2015-2018 die Vorplanung fast schon immer leichter machten, auch nach dieser langen Pause noch greifen. Ich habe auf den Hype gewartet, den wir bei den letzten Racedays geschaffen hatten, und der seinerzeit überall spürbar war.
Doch ich muss mir eingestehen, dass die Euphorie nicht aufkam. Die Fahrer rannten mir nicht wie sonst immer die Bude ein. 2 Wochen vor dem Raceday 2018 hatte ich 80 Fahrer auf der Liste, 25 davon auf Warteliste. Mehr als 40 top Bestzeit-Fahrer aus dem Umkreis 400 Kilometer. Stand heute habe ich 32 Anfragen, wovon ich 8 abgelehnt habe mangels Erfahrung, und es sind etwas über 10 Top Fahrer.
Wenn ich aber zu wenig Zugpferde, starke Autos mit starken, sicheren Fahrern habe, kann ich nicht für die Qualität und die Sicherheit, welche bei uns seit Anbeginn an 1.Stelle steht, garantieren. Und was ich noch weniger will als eine Absage wäre ein Unfall am Raceday.
Auch die Hilfsangebote für die fast 100 benötigten freiwilligen Helfer waren dürftiger und wesentlich unverbindlicher als damals. Viele Bereiche sind fast kaum zu planen, da sich kaum jemand festlegen will, von wann bis wann er da ist. Und zu Guter Letzt kam so unter anderem deshalb vielleicht auch bei mir und in Teilen des Orga-Teams nicht die richtige Euphorie auf.
Ich bin mir sicher, dass wir es – einfach weil wir gut sind – irgendwie schaffen würden, eine respektable Veranstaltung auf die Beine zu stellen. Weniger spektakulär, mit weniger Spenden, weniger Zuschauer, weniger Action, weniger Euphorie. Aber letztlich genauso viel (Vor-)Arbeit, Kopfzerbrechen, Gegenwind und Problembewältigungen.
Doch genau an diesem Punkt schaltete sich dann mein Herz ein. Nein, eine solche Veranstaltung möchte ich nicht unter meiner Führung machen. Das Gefühl, dass es einfach zum jetzigen Zeitpunkt auf keinen Fall ähnlich gut werden wird wie in 2018 wurde immer stärker, und ich konnte es nicht mehr ignorieren. Vielleicht bin ich nun Opfer meines eigenen Anspruchs.
Der ein oder andere mag mich verstehen, so mancher sicherlich auch nicht. Aber mein Anspruch an diesen Raceday ist einfach zu groß, als das ich ihn zu einer halbguten Version seiner Selbst verkommen lassen will.
Die Zeiten haben sich geändert, und ich verstehe, dass weniger Top Fahrer ihr Material und ihre Zeit investieren wollen und können. Dazu war die Zeit zu knapp, um breitere Werbung und Reichweite zu generieren, viele Fahrer und Helfer haben nichts mitbekommen. Auch hier hatte ich mich drauf verlassen, dass die Zugkraft des Raceday nicht abgenommen hätte, was aber schlichtweg falsch war.
Ich schiebe hier auch keine Schuld auf Politik, Gemeinde oder Genehmigungsbehörden. Das hat hiermit null zu tun, sondern es ist eine rein organisatorische Thematik, für die ich allein die Verantwortung übernehme.
Deshalb wurde nun also in der Orga-Runde beschlossen, den Raceday im Juni schweren Herzens abzusagen.
Wir setzen uns zeitnah zusammen, um zu überlegen ob und wie es weitergeht.
Vielleicht wird das Konzept etwas überarbeitet, modernisiert oder angepasst. Vielleicht wird es auch eine abgewandelte Veranstaltung geben, vielleicht auch gar keine mehr. Alles hat seine Zeit. Wir nehmen uns diese jetzt, um zu schauen, was die Zeit mit dem Raceday machen wird.
Danke für euer Verständnis, und danke an die, die ihre Hilfe angeboten hatten, egal in welcher Form.
Sascha Winter